Software von der Stange oder maßgeschneidert – wann lohnt sich was für Klinik und Labor?

Die IT-Landschaft im Gesundheitswesen steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen – darunter die wachsende Komplexität, sich verändernde Prozesse und die Notwendigkeit einer regionalen Vernetzung. Diese Anforderungen lassen sich nur bedingt mit der bereits eingesetzten (und zumeist veralteten) Software begegnen und es besteht der Bedarf an neuen, modernen Lösungen. Dabei stellt sich immer wieder die Frage: Von der Stange, maßgeschneidert oder Mittelweg – welche IT-Strategie lohnt sich wann?

medicalvalues hat sich bewusst für einen Plattform-Ansatz entschieden, der es unseren Kunden ermöglicht, flexibel und effizient auf diese Anforderungen zu reagieren und sich durch moderne IT und KI zu differenzieren. Unser Ansatz hat sich bereits bei einer Vielzahl von Kunden bewährt: von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) über regionale Kliniken bis hin zu Universitätskliniken und Laborketten.

Hauptansätze der IT-Umsetzung

Die Übergänge sind fließend, aber grundsätzlich lassen sich IT-Strategien einer der folgenden drei Hauptrichtungen zuordnen, die sich in ihrem Grad an Anpassungsfähigkeit unterscheiden:

  1. Einführung einer Standardsoftware
  2. Plattform-Ansatz mit individuellen Komponenten
  3. Vollständige Individualentwicklung

Um die Unterschiede dieser Ansätze besser zu verdeutlichen, ziehen wir einen Vergleich zu Webshops. Da so ziemlich jeder schon einmal einen Webshop bedient hat, soll dieses Beispiel die verschiedenen Herangehensweisen praxisnah illustrieren:

1. Einführung einer Standardsoftware: Bei diesem Ansatz wird eine fertige Standardlösung gekauft oder lizenziert, die die Kernfunktionen eines Webshops bereits mitbringt. Ein klassischer Standardansatz erlaubt meist nur geringe Konfigurationen, wie die Anpassung von Logo und Farben, jedoch bleibt die Basis unverändert. Der Vorteil liegt in klar definierten Standardprozessen und einer kurzen Einführungszeit. Ein passendes Beispiel wäre Shopify: schnell einsatzbereit, aber wenig Spielraum für individuelle Anpassungen. Dieser Ansatz ist optimal, wenn die Software in erster Linie einen einzelnen, klar umrissenen Zweck erfüllt – aber nicht als eigener Innovationsbereich gesehen wird.

2. Plattform-Ansatz: Hier wird eine Plattform (z. B. ein Framework) als Basis genutzt, auf der spezifische Komponenten individuell entwickelt werden. Der Ansatz kombiniert Standardlösungen mit maßgeschneiderten Anpassungen und bietet somit mehr Flexibilität. Dies entspricht im Vergleich beispielsweise dem Modell von Spryker oder commercetools, die auf eine flexible Modulstruktur setzen und dennoch effiziente Entwicklungs- und Betriebsprozesse ermöglichen. Individuelle Komponenten wie ein innovativer Produktkonfigurator oder eine KI-basierte Produktsuche können entwickelt und integriert werden.

3. Vollständige Individualentwicklung: Hierbei handelt es sich um die aufwendigste und zeitintensivste Lösung. Der gesamte Webshop wird von Grund auf individuell entwickelt, ohne auf Standardsoftware oder Plattformen zurückzugreifen. Der Vorteil liegt in der maximalen Differenzierung, wie es beispielsweise bei Amazon der Fall ist. Diese Option ist oft mit hohen Kosten und erheblichen Entwicklungsressourcen verbunden. Zumeist setzen Unternehmen auf diesen Ansatz, wenn auch die sonstige IT-Struktur eher dem „Make“ als „Buy“ Ansatz verfolgt.

Besonderheiten des Gesundheitswesens: der Mittelweg als Vorteil

In klassischen BWL- oder MBA-Programmen wird oft vor der Gefahr gewarnt, „stuck in the middle“ zu sein – also zum Beispiel weder besonders kostengünstig noch besonders „premium“ zu sein. Doch gerade im Gesundheitswesen, mit seinen komplexen und sich schnell wandelnden Anforderungen – bei gleichzeitig knappen Ressourcen – kann ein Mittelweg der beste Ansatz sein.

Abgrenzung zur reinen Standardsoftware

Standardanwendungen sind zwar schnell implementierbar, stoßen jedoch auch schnell an ihre Grenzen, wenn die spezifischen Bedürfnisse einer Klinik oder eines Labors über die Standardprozesse hinausgehen. Ähnlich zu anderen Branchen (z.B. Automobilbranche) wird IT im Gesundheitswesen zunehmend als Differenzierungsmerkmal betrachtet. Dies ist mit reiner Standardsoftware nur begrenzt möglich.

Im Gesundheitswesen bestehen zudem häufig gewachsene IT-Strukturen, die Integration in bestehende Prozesse (z. B. auch im Kontext Stammdaten) ist meist aufwendiger als in anderen „jungen“ Branchen, die von Beginn an nur Cloud und API-first Produkte eingeführt haben. Auch die Betriebsmodelle – die bei reiner Standardsoftware vorgeben sind (teils z. B. nur Cloud) – passen nicht für jede Klinik oder Labor.

Abgrenzung zur Individualentwicklung

Eine vollständige Individualentwicklung bietet zwar maximale Flexibilität, ist jedoch mit hohen Kosten und Ressourcen verbunden – nicht nur in der Entwicklung, sondern auch im Betrieb. Auch regulatorische Vorgaben erfordern oft die Entwicklung von Funktionen, die wiederum Zeitaufwand und Kosten erhöhen. Parallel besteht ein hoher Innovationsdruck, die Entwicklung im Bereich der KI schreitet zügig voran. Wenn ich – bei begrenzten IT-Ressourcen – auf die reine Individualentwicklung setze, besteht also die Gefahr, dass ich vor allem viel Geld in „Commodity“ (also Standardfunktionen) investiere, die mich nicht differenzieren. Es wird also das Gegenteil des initialen Ziels erreicht.

Der Plattform-Ansatz von medicalvalues: Flexibilität und Effizienz vereint

Der medicalvalues Plattform-Ansatz kombiniert die notwendige Innovationsfähigkeit und Flexibilität mit Effizienzgewinnen durch Standardkomponenten. Unsere Plattform bietet modulare Lösungen, die kontinuierlich erweitert werden und individuelle Anpassungen für spezifische Kundenanforderungen erlauben. Dies ermöglicht es unseren Kunden, auf die dynamischen Anforderungen des Gesundheitswesens effektiv zu reagieren, eigene Innovation und Differenzierung voranzutreiben und gleichzeitig einen effizienten Betrieb und Einführung sicherstellen.

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