Die meisten Laborinformationssysteme (LIS) wurden im Laufe der Jahre stetig weiterentwickelt, was in einer wachsenden Komplexität mit teilweise überlappenden Diensten, oft angepassten Prozessen und mehreren Direktverbindungen zwischen den einzelnen Komponenten resultiert. Aus Systemsicht besteht noch erheblicher Spielraum für Verbesserungen in Bezug auf die IT-Infrastruktur und -Architektur, um stabile Prozesse zu gewährleisten und gleichzeitig den größtmöglichen Grad an Flexibilität für Innovationen und die steigenden Anforderungen an moderne IT-Systeme zu ermöglichen.
Systemkomplexität bremst innovativen Fortschritt
Die Komplexität der Systeme limitiert die effiziente Nutzung der Funktionalitäten und Daten: Informationen müssen oftmals redundant gepflegt werden. Aufgrund mangelnder Schnittstellen ist die Synchronisation von Analyse- und Patientendaten nur eingeschränkt möglich und obwohl die meisten Prozesse bereits digital abgebildet werden, bedarf es noch viel manueller Arbeit auf Workflow-Ebene. Entscheidungen (sowohl auf Unternehmens- als auch auf Patientenebene) können nicht in Echtzeit getroffen und ausgesteuert werden. Selbst Routineaufgaben (z.B. Onboarding neuer Einsender oder Einholen von Kundenfeedback) sind häufig intransparent und oft nicht automatisiert. Besteht der Wunsch nach der Einführung neuer Funktionalitäten, sind diese meist aufwändig umzusetzen, hersteller-abhängig (Vendor-LockIn) und teuer (z.B. aufgrund fehlender Schnittstellen). Durch die daraus resultierende Trägheit ist es schwierig, schnell auf sich ändernde externe und interne Einflussfaktoren zu reagieren.
Aktuelle Ansätze und deren Hürden
Angesichts dieser Herausforderungen steigt die Nachfrage nach neuen Möglichkeit, um LIS aktuell zu halten und sich an interne und externe Herausforderungen anpassen zu können.
Wir beobachten hierbei oft zwei Optionen, die IT-Anbieter versprechen:
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Den Kauf weiterer Einzellösungen (wie z.B. eines neuen Order Entry-Systems)
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Die Migration des bestehenden Systems in die Cloud
Obwohl beide Lösungen in bestimmten Aspekten hilfreich sein können, reichen sie oft nicht aus, um die zentralen Herausforderungen der IT-Architektur zu bewältigen. Das Hinzufügen eines neuen „Front-Ends“ zu Ihrem LIS (neues Order Entry) löst noch immer nicht das Problem der zahlreichen, komplexen Punkt-zu-Punkt-Integrationen. Auf der anderen Seite bietet Ihnen die Verlagerung eines „monolithischen“ und hochgradig individualisierten LIS in die Cloud weder monatliche Updates noch die Flexibilität, die die Cloud-Nutzung normalerweise verspricht.
So kann effiziente LIS-Optimierung aussehen
Wir empfehlen, einen Schritt zurückzutreten und die IT-Architektur sowie die konkreten Prozessanforderungen zu analysieren. Oft bietet sich eine hervorragende Gelegenheit, zu einer modulareren Architektur überzugehen. Anstatt dem LIS weitere Funktionen hinzuzufügen, sollten die Kernprozesse/-aufgaben des Systems definiert werden und darüber hinausgehende Funktionalitäten in ergänzende Module ausgelagert werden.
Zunächst ist zu überlegen, welche Daten tatsächlich im LIS gepflegt und geführt werden müssen. Das LIS wird fortwährend das führende System für Labortests sein. Dennoch besteht beispielsweise keine Notwendigkeit, alle präanalytischen Informationen in die LIS-Daten aufzunehmen. Hier besteht auch die Möglichkeit einen Blick auf andere Branchen-Lösungen (z.B. ERP- und CRM-Funktionen) zu werfen. In beiden Systemen werden Kundeninformationen benötigt. ERP verwaltet hier bestimmte Informationen wie die Rechnungsstellung, während das CRM marketingrelevante Informationen enthält.
Ein weiterer zur berücksichtigender Aspekt, ist die System- und Daten-Interoperabilität. Durch die Verwendung offener Schnittstellenstandards (wie FHIR) und die Einführung international anerkannter Standards für medizinische Daten (z.B. LOINC, SNOMED CT) kann eine effektive Kommunikation zwischen den Systemen ermöglicht werden. Dabei ist es nicht notwendig in oftmals überteuerte Schnittstellen zu investieren. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auch in unserem Blogartikel: „Die Verwendung von LOINC-Standards im elektronischen Meldesystem DEMIS„.
Den wichtigsten Vorteil des modularen Ansatzes sehen wir jedoch in der Möglichkeit für mehr Innovationen und der Vermeidung des LockIn-Effekts. Das LIS kann hierbei schlank und auf die Kernprozesse konzentriert bleiben. Andere Funktionalitäten werden in ergänzende Module ausgelagert. So kann beispielsweise ein intelligentes Workflow- und Datenmanagement eingebunden werden, welches Prozessschritte automatisiert und steuert (z.B. die digitale Umsetzung von SOPs). Zudem erleichtert es Routineaufgaben wie das Onboarding neuer Kund:innen. Hinzu kommt ein zentrales Auftragsmanagement, das die integrierte Laboranforderung und das Reporting in einem Tool vereint. Außerdem könnte es eine konsistente und sichere Auftragsabwicklung von intelligenten und aggregierten Aufträgen sowie Ergebnissen (POCT, Inhouse-Labor, externe Überweisung…) gewährleisten.
Wir ermöglichen Agilität durch Modularisierung
medicalvalues bietet eine horizontale Plattform an, die auf dem bestehenden LIS aufbaut und auf die individuellen Bedürfnisse des Labors abgestimmt ist. Konkret bedeutet dies:
- Individuelle Lösungen statt Vendor-LockIn
- Plattformunabhängigkeit statt Insellösungen
- Integration von international anerkannten Standards (z.B. LOINC) und FHIR-Schnittstellen anstelle von Datensilos
- Intelligentes Workflow- und Datenmanagement (z.B. zentrale Stammdatenverwaltung)
- Zentrales Order Management
Die Implementierung von modularen Systemen kann Laboren helfen, die Grenzen des LIS zu überwinden, ohne es neu aufzubauen. Unser Team bei medicalvalues kann die Architektur und Prozesse Ihrer Plattform überprüfen und eine Vereinfachung und Modularisierung anbieten, um Laboren langfristige Agilität zu ermöglichen.