Die HzV ist ein Versorgungsmodell, bei dem Hausärzt:innen eine zentrale Steuerungsfunktion in der medizinischen Versorgung ihrer Patient:innen übernehmen. Ziel ist es, die medizinische Versorgung zu koordinieren, Doppeluntersuchungen zu vermeiden und eine ganzheitliche Betreuung sicherzustellen. Patient:innen verpflichten sich, bei gesundheitlichen Beschwerden zunächst ihre Primärbehandler:innen aufzusuchen. Diese koordinieren dann Überweisungen, Diagnostik und weitere Behandlungen. Vertragsärzt:innen erhalten hierfür eine zusätzliche Vergütung, während ihre Patient:innen von verbesserten, kontinuierlicheren Behandlungsprozessen sowie möglichen Vorteilen wie kürzeren Wartezeiten oder Gesundheitsprogrammen profitieren.
Bürokratische Herausforderungen der HzV
Trotz der genannten Vorteile sind bürokratischen Herausforderungen ein wesentlicher Nachteil und Kritikpunkt der HzV und resultieren insbesondere aus der Komplexität der Vertragslandschaft und den zusätzlichen Anforderungen an die Abrechnung:
1. Vielfalt an Vertragsarten: Es gibt Selektivverträge (Add-On-Verträge zum Kollektivvertrag), bei denen Hausärzt:innen zusätzliche Leistungen abrechnen können, und Vollversorgungsverträge, bei denen eine komplette Versorgung durch Hausärzt:innen abgedeckt wird.
2. Komplexität der Abrechnung: Hausärzt:innen müssen unterschiedliche Abrechnungswege und Vergütungssysteme beachten: Leistungen aus der HzV werden oft außerhalb der Kollektivvertragsabrechnung abgewickelt.
3. Erhöhter Dokumentationsaufwand: HzV-Verträge verlangen oft eine detaillierte Dokumentation der erbrachten Leistungen, um die Abrechenbarkeit zu gewährleisten. Zudem variieren die Anforderungen je nach Vertrag und Krankenkasse. Dies kann zu einer zusätzlichen Belastung für das Praxispersonal führen.
Die Unterschiede in den Regelungen zwischen den Verträgen (z. B. Dokumentationsanforderungen, Abrechnungsmodalitäten) führen zu einem erhöhten Verwaltungsaufwand für die Hausarztpraxen. Sie erschweren nicht nur die Arbeit der Hausärzt:innen, sondern wirken sich auch auf die Effizienz und Qualität der Versorgung aus.
Einbindung des HÄVG-Prüfmoduls in Order-Entry-Systeme
Softwarelösungen für die Abrechnung können die genannten Mehraufwände reduzieren, doch bei medicalvalues gehen wir noch einen Schritt weiter und haben das Prüfmodul der Hausärztlichen Vertragsgemeinschaft AG (HÄVG) direkt in unser Order Entry-System integriert. Dadurch kann eine frühzeitige Validierung und Steuerung der Versorgung erreicht werden. Bereits bei der Eingabe von diagnostischen Maßnahmen können Regeln und Vorgaben der hausarztzentrierten Versorgung überprüft werden. Dieses Prüfmodul übernimmt wichtige Aufgaben und schafft sowohl für Ärzt:innen als auch für Patient:innen echte Mehrwerte:
1. Automatische Vertragsprüfung & Fehlervermeidung: Das Modul überprüft im Hintergrund, ob die angeforderte Laborleistung für einzelne Patient:innen im Rahmen des HzV-Vertrags abgedeckt ist. Dies hilft, Abweichungen oder unzulässige Anforderungen frühzeitig zu identifizieren, sodass Abrechnungsfehler minimiert und unnötige Rückfragen vermieden werden.
2. Standardisierung der Laboranforderungen: Die Verwendung des Prüfmoduls kann sicherstellen, dass Laboranforderungen den HzV-spezifischen Vorgaben entsprechen, was die Effizienz und Genauigkeit der Bearbeitung erhöht.
3. Zeitersparnis: Da das System automatisch auf HzV-Konformität prüft, wird der administrative Aufwand für Ärzt:innen und Personal deutlich reduziert.
4. Erweiterte Patientensteuerung: Durch die Integration in das Order-Entry-System wird die Behandlung in die gewünschten Bahnen gelenkt, da Ärzt:innen gezielt Leistungen anfordern, die im Rahmen der HzV effizient verarbeitet werden können.
Insgesamt verbessert eine Integration im Order-Entry-System die Prozesseffizienz und stärkt die Einhaltung der HZV-Vorgaben in der täglichen Versorgungspraxis. Doch auch für Labore ergeben sich daraus Vorteile. Sie profitieren nicht nur davon, dass die Anforderungen grundsätzlich standardisiert und mit HzV-Richtlinien kompatibel sind, sodass von einer Effektivitätssteigerung auszugehen ist, sondern vor allem auch von positiven ökonomischen Effekten: Durch die Integrierung des HÄVG-Prüfmoduls steigern sie die Attraktivität Ihres Angebots und können potenziell mehr Einsender anschließen. Zudem sind mit direkten Mehreinnahmen zu rechnen, denn im Rahmen der HzV werden einige Facharztleistungen, die per EBM abgerechnet werden in Leistungen, die nach GOÄ abgerechnet werden (möglicherweise rabattiert in Privat-LGs) umgewandelt.
Einbindung des HÄVG-Prüfmoduls im Order Entry-Prozess von medicalvalues
- Anlage eines neuen Laborauftrags in der medicalvalues Order Intelligence mit interner Prüfung, ob dies der erste Auftrag im laufenden Quartal ist
- Einmalige Ermittlung der Vertragspartner-ID der Ärzt:in (HÄVG-ID) und quartalsweise Ermittlung aller HZV-Verträge an denen Ärzt:in teilnimmt
- Überprüfung, ob die Kassen-IK der Krankenkasse, bei welcher Patient:in versichert ist, in einem der Verträge, an denen Ärzt:in teilnimmt, enthalten ist
- Überprüfung der Teilnahme von Patient:in an dem entsprechenden Vertrag
- Automatische Zuordnung der entsprechenden Abrechnungsart im Order Entry
Fazit
Die hausarztzentrierte Versorgung bietet große Chancen für die Verbesserung der medizinischen Versorgung, bringt jedoch auch bürokratische Herausforderungen mit sich. Die Einbindung des HÄVG-Prüfmoduls in digitale Systeme wie Order-Entry-Lösungen kann diese Herausforderungen erheblich entschärfen. Solche Technologien sorgen nicht nur für eine Entlastung der Ärzt:innen, sondern tragen auch dazu bei, die Versorgungsqualität zu steigern und die Effizienz in der Kommunikation zwischen Hausärzt:innen, Laboren und Krankenkassen zu verbessern. Ein kluger Schritt in Richtung einer moderneren und patientenzentrierten Gesundheitsversorgung!